4 Tipps, um effektiv Klavier zu üben. Teil II: Dran bleiben

Heute geht es um einer weitere Zutat, die für erfolgreiches Klavierlernen unentbehrlich ist. Im ersten Teil ging es ja darum, sich die Kräfte richtig einzuteilen. Vielleicht erscheint es dir so, als hätte das gar nicht so viel mit dem Klavier zu tun – schließlich taucht hier nichts auf, was Musik, Noten lernen oder Spieltechnik zum Thema hätte.

 

Dabei ist „Dranbleiben“ wirklich etwas, das über Erfolg und Mißerfolg beim Klavierlernen entscheidet, und das auf jedem Level!

 

 

"Hätt´ ich doch bloß weiter gemacht!"

Es gibt viele, die irgendwann in ihrem Leben einmal Klavier gespielt haben. Und dann kam er, der kritische Punkt, und sie haben aufgehört.

 

Viele meiner erwachsenen Schüler kommen zu mir mit den Worten: „Hätte ich doch damals bloß weiter gemacht!“ Doch viele, die ein Instrument lernen, haben falsche Erwartungen, wie der Fortschritt auszusehen hat (und viele Eltern, die das Klavierlernen ihrer Kinder beobachten, ebenfalls). Da soll es jede Woche einen sicht- und hörbaren Erfolg geben, ein neu gelerntes Stück, das sich fehlerfrei präsentieren lässt.

 

Aber Lernen geht anders. Es hat Höhen und Tiefen.

 

 

Dran bleiben – und immer wieder Neues entdecken

Ich habe eine erwachsene Schülerin, die bereits seit 12 Jahren zum Klavierunterricht kommt. Manchmal ärgert sie sich ein bisschen über sich selbst und sagt: "Meine Güte, nach zwölf Jahren – da müsste man doch weiter sein…" Ich finde diese Einschätzung absolut subjektiv, und ich kann nur von meiner Warte aus sagen, wie bewundernswert ich es finde, trotz aller Anforderungen in Beruf und Familie einfach dran zu bleiben.

 

Das Tolle ist, dass die Schülerin und ich in der langen Zeit unserer Zusammenarbeit uns auch gemeinsam entwickelt haben: wir haben beide bis heute ganz viel voneinander und miteinander gelernt, und das wird hoffentlich auch noch lange so weiter gehen.

 

Immer wieder freuen wir uns, wenn wir neue Aspekte des Lernens am Klavier entdecken und sie miteinander teilen. Und so eine Form des Lernens finde ich viel wertvoller als eine, die darauf aus wäre, ein Stück nach dem anderen einzustudieren und fingertechnisch schnelle Erfolge zu erzielen. Denn sie bereichert einen weit über das Klavier hinaus.

 

 

 

Manchmal ist langsam eigentlich schnell

Es ist besser, auch mal Phasen hinzunehmen, wo es langsam voran geht und man sich vielleicht auch mal ein bisschen durchbeißen muss, als an dem Punkt hinzuschmeißen.

 

Gerade in unserer schnellebigen Internetzeit, wo man vieles ganz schnell parat hat (und daran finde ich nichts Falsches, ich finde das Internet toll), mag es fast altertümlich erscheinen zu sagen: „Ich sehe zwar im Moment nicht den Fortschritt, aber es ist mir wichtig und ich bleibe dran. Ich mache einfach einen Schritt nach dem anderen, so, wie es mir gerade möglich ist.“

 

Gerade für Kinder und Jugendliche ist dies eine Tugend, die sie ihr Leben lang in positiver Weise prägen kann. Ich weiß es von mir: Selbst wenn es Rückschläge gibt, weiß ich, dass mich das nicht umhaut. Und das habe ich zum großen Teil sicherlich meiner langen Klavier-Übe-Praxis zu verdanken.

 

 

Und der Erfolg?

Viele denken ja, zum Klavier spielen brauche es vor allem Talent, oder vielleicht sogar eine gewisse Genialität. Jouh, wenn man die hat, ist es sicher auch nicht schlimm ;-)))

 

Aber Talent entscheidet nicht über den Erfolg. Dran bleiben entscheidet über den Erfolg.

 

Nochmal: Talent entscheidet nicht über den Erfolg. Dran bleiben entscheidet über den Erfolg.

 

 

 

Stell dir vor, du machst weiter. Lässt dich nicht beirren. Was siehst du vor deinem inneren Auge? Wie weit kommst du damit?

 

 

 

 

(Übrigens: die Idee zu dieser Blogserie kam mir ja in meinem Wanderurlaub, als ich feststellte, dass Wandern und Klavierspielen sich in gewisser Weise sehr ähnlich sind.

 

Was könnte einen zuverlässiger seinem Wanderziel näher bringen, als einfach einen Schritt nach dem anderen zu gehen – und nicht aufzugeben? ;-))

 

 

 

 

Foto oben: Warren Goldswain@fotolia.com

Foto unten: Toni